Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Mensch doch schon der
zweite Advent vorbei und im Handumdrehen bin ich wieder daheim.
Bei uns stellt sich derzeit der Alltag ein. Das bedeutet im
Allgemeinen 5.15 Uhr Aufstehen und spätestens 6 Uhr losfahren zu unserem
Orchard. Die Schicht startet 6.30 und endet Montag bis Donnerstag 16 Uhr,
während Freitag und Samstag kurze Tage sind und diese bereits 14 Uhr enden.
Insgesamt ist es verdammt harte Arbeit einen Baum der Hunderte von Früchten hat
auf ca. 300 – 500 (abhängig welche Sorte gerade an der Reihe ist) zu
reduzieren. Aktuel thinnen wir Galaxy (in Deutschland heißen die glaub ich Gala
Royal Äpfel). An solch einem Baum dürfen am Ende maximal noch 500 Früchte
hängen – krass. Denn vor dem Thinning hängen da locker 1000, wenn nicht gar
mehr Früchte dran. Mr. Apple exportiert im Übrigen an Lidl und nachdem ich
gesehen habe wie die Äpfel hier wachsen, empfehle ich euch dringend (!) euer
Obst immer zu waschen. Die Mitarbeiter sprühen ihre Äpfel mindestens alle zwei
Wochen, die anderen Assi-Mitarbeiter suchen keine Toilette auf, sondern
entledigen sich einfach an den Bäumen. Also – seid gewarnt! Unsere Kollegen
hier sind eigentlich alle ganz nett – nicht die klügsten Menschen, aber nett.
Mit uns haben 5 oder 6 Vollidioten angefangen, die am untersten Rand der
Gesellschaft leben. Die sind den ganzen Tag mit Kiffen beschäftigt und benehmen
sich eigentlich zu einhundert Prozent wie – oh Gott – Beavus & Budhead (?
Wie schreibt man die??? ). Nun ja schreckliches Lachen auf der einen Seite und
unglaubliches Mistgelaber auf der anderen. Diese Leute haben uns alle so
dermaßen aggressiv gemacht – Wahnsinn! Sobald unsere Supervisor sich umgedreht
haben, saßen sie auf der Leiter und haben nichts gemacht. Bezahlt wird man ja
trotzdem. Die Assis wurden inzwischen gefeuert – zum Glück! Das Bezahlsystem
ist vom Apfelbaum abhängig. Bei Jazzäpfeln mussten wir bspw. 6 Bäume pro Stunde
schaffen und bei den Galaxyäpfeln sind es „nur“ drei Bäume. Wenn die Anzahl
nicht geschafft wird, werden trotzdem $ 13,50 ausgezahlt, da es sich um den
Mindestlohn handelt. Schafft man es jedoch die Vorgabe zu erreichen, kann man
um einiges mehr verdienen – das war unser Ziel – leider hat es bisher noch
nicht wirklich geklappt. Letzte Woche hab ich zum Glück relativ kleine Bäume
gehabt und konnte deshalb drei Bäume die Stunde schaffen – nun müssen wir
unseren Payslip abwarten und schauen, ob sie mich nun tatsächlich mehr
bezahlen. Bisher hat es deshalb nicht geklappt, weil die deutsche Tugend der
Ordnung uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Alle Deutschen haben
ihre Arbeit zu ordentlich erledigt – allerdings hat dich keiner darauf
hingewiesen – logisch – so haben sie ordentlich gethinnte Bäume und müssen
nicht zu viel bezahlen. Es ist jedoch etwas deprimierend, wenn du siehst wie
viel Geld alle anderen verdienen, weil sie quasi einmal durch die Bäume
gesprungen sind. Mr. Apple holt sich nämlich jedes Jahr um die 800 Samoaner, um ihre saisonale Arbeit abwickeln zu können und die sind alle unfassbar
schnell. Nun wissen wir aber Bescheid und können entsprechend schneller
Arbeiten. Freitag sind mir jedoch das schnelle Arbeiten und die Auswirkungen
des Orkans zum Verhängnis geworden. Unsere Leitern sind ca. 2,50 Meter hoch
und wir müssen uns oben drauf stellen, da man so mit zwei Händen arbeiten kann
und schneller ist. Schwupps di wupps nicht aufgepasst – Leiter umgekippt und ich
konnte mich gerade so an einem Ast in der Mitte des Baumes festhalten, um nicht
komplett abzustürzen. Alex hat mich dann aus dem Baum gerettet und bis auf ein
paar Kratzer in der Kniekehle und ein etwas größerer am Ohr ist mir zum Glück
nichts passiert. Nur ein Schock und das Verbot für alle anderen bei dem
extremen Wind nicht mehr auf die Leiter zu Klettern waren die Folge.
Samstagmorgen wurden wir von einem Erdbeben geweckt, das nur
in leichten Zügen in Hawkes Bay zu spüren war. Ich dachte zunächst, dass die
dicke, fette Katze auf unserem Auto rumspringt. Dabei ist sie nämlich letzte
Woche schon mal von unserem Auto gefallen und hat mich geweckt, aber nein es
war Mutter Natur.
Ansonsten vertreiben wir uns die Nachmittage damit auf
unseren Campground zu kommen, zu duschen, Abendbrot zu kochen und zeitig
schlafen zu gehen. Hier gibt es auch mal einen Fernseher, so dass wir immer mal
wieder Serien zu Gesicht bekommen. Eine willkommene Abwechslung im
anstrengenden Alltag, der uns noch für ca. 2 Wochen verfolgen wird.
Anschließend ist schon Weihnachten und wir überlegen irgendwo schön am Strand
zu liegen – fernab von Stress und Schnee und mit leckerem Wein das Wetter zu
genießen. Mal sehen was am Ende daraus wird. Wie laufen die
Weihnachtsvorbereitungen zu Hause? Wir versuchen verzweifelt zu backen – aber
alles mit Vanillinzucker ist nicht durchführbar, da es das hier nicht gibt.
Hoffentlich kommt das Paket schnell an - Mama…
Ansonsten hat mich Alex bereits mit Brownies und Russisch Brot verwöhnt und er
hat mir einen Adventskalender gekauft, in dem die Schokolade erstaunlich stark
nach Schokolade schmeckt. Mensch – so schwer kann es doch nicht sein
ordentliche Süßigkeiten herzustellen.
Weitere Neuigkeiten gibt es aktuell nicht zu berichten.
Bis ganz bald! Tausend Küsse in die Heimat!






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