Sonntag, 9. Dezember 2012

Advent, Advent








Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Mensch doch schon der zweite Advent vorbei und im Handumdrehen bin ich wieder daheim.
Bei uns stellt sich derzeit der Alltag ein. Das bedeutet im Allgemeinen 5.15 Uhr Aufstehen und spätestens 6 Uhr losfahren zu unserem Orchard. Die Schicht startet 6.30 und endet Montag bis Donnerstag 16 Uhr, während Freitag und Samstag kurze Tage sind und diese bereits 14 Uhr enden. Insgesamt ist es verdammt harte Arbeit einen Baum der Hunderte von Früchten hat auf ca. 300 – 500 (abhängig welche Sorte gerade an der Reihe ist) zu reduzieren. Aktuel thinnen wir Galaxy (in Deutschland heißen die glaub ich Gala Royal Äpfel). An solch einem Baum dürfen am Ende maximal noch 500 Früchte hängen – krass. Denn vor dem Thinning hängen da locker 1000, wenn nicht gar mehr Früchte dran. Mr. Apple exportiert im Übrigen an Lidl und nachdem ich gesehen habe wie die Äpfel hier wachsen, empfehle ich euch dringend (!) euer Obst immer zu waschen. Die Mitarbeiter sprühen ihre Äpfel mindestens alle zwei Wochen, die anderen Assi-Mitarbeiter suchen keine Toilette auf, sondern entledigen sich einfach an den Bäumen. Also – seid gewarnt! Unsere Kollegen hier sind eigentlich alle ganz nett – nicht die klügsten Menschen, aber nett. Mit uns haben 5 oder 6 Vollidioten angefangen, die am untersten Rand der Gesellschaft leben. Die sind den ganzen Tag mit Kiffen beschäftigt und benehmen sich eigentlich zu einhundert Prozent wie – oh Gott – Beavus & Budhead (? Wie schreibt man die??? ). Nun ja schreckliches Lachen auf der einen Seite und unglaubliches Mistgelaber auf der anderen. Diese Leute haben uns alle so dermaßen aggressiv gemacht – Wahnsinn! Sobald unsere Supervisor sich umgedreht haben, saßen sie auf der Leiter und haben nichts gemacht. Bezahlt wird man ja trotzdem. Die Assis wurden inzwischen gefeuert – zum Glück! Das Bezahlsystem ist vom Apfelbaum abhängig. Bei Jazzäpfeln mussten wir bspw. 6 Bäume pro Stunde schaffen und bei den Galaxyäpfeln sind es „nur“ drei Bäume. Wenn die Anzahl nicht geschafft wird, werden trotzdem $ 13,50 ausgezahlt, da es sich um den Mindestlohn handelt. Schafft man es jedoch die Vorgabe zu erreichen, kann man um einiges mehr verdienen – das war unser Ziel – leider hat es bisher noch nicht wirklich geklappt. Letzte Woche hab ich zum Glück relativ kleine Bäume gehabt und konnte deshalb drei Bäume die Stunde schaffen – nun müssen wir unseren Payslip abwarten und schauen, ob sie mich nun tatsächlich mehr bezahlen. Bisher hat es deshalb nicht geklappt, weil die deutsche Tugend der Ordnung uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Alle Deutschen haben ihre Arbeit zu ordentlich erledigt – allerdings hat dich keiner darauf hingewiesen – logisch – so haben sie ordentlich gethinnte Bäume und müssen nicht zu viel bezahlen. Es ist jedoch etwas deprimierend, wenn du siehst wie viel Geld alle anderen verdienen, weil sie quasi einmal durch die Bäume gesprungen sind. Mr. Apple holt sich nämlich jedes Jahr um die 800 Samoaner, um ihre saisonale Arbeit abwickeln zu können und die sind alle unfassbar schnell. Nun wissen wir aber Bescheid und können entsprechend schneller Arbeiten. Freitag sind mir jedoch das schnelle Arbeiten und die Auswirkungen des Orkans zum Verhängnis geworden. Unsere Leitern sind ca. 2,50 Meter hoch und wir müssen uns oben drauf stellen, da man so mit zwei Händen arbeiten kann und schneller ist. Schwupps di wupps nicht aufgepasst – Leiter umgekippt und ich konnte mich gerade so an einem Ast in der Mitte des Baumes festhalten, um nicht komplett abzustürzen. Alex hat mich dann aus dem Baum gerettet und bis auf ein paar Kratzer in der Kniekehle und ein etwas größerer am Ohr ist mir zum Glück nichts passiert. Nur ein Schock und das Verbot für alle anderen bei dem extremen Wind nicht mehr auf die Leiter zu Klettern waren die Folge.
Samstagmorgen wurden wir von einem Erdbeben geweckt, das nur in leichten Zügen in Hawkes Bay zu spüren war. Ich dachte zunächst, dass die dicke, fette Katze auf unserem Auto rumspringt. Dabei ist sie nämlich letzte Woche schon mal von unserem Auto gefallen und hat mich geweckt, aber nein es war Mutter Natur.
Ansonsten vertreiben wir uns die Nachmittage damit auf unseren Campground zu kommen, zu duschen, Abendbrot zu kochen und zeitig schlafen zu gehen. Hier gibt es auch mal einen Fernseher, so dass wir immer mal wieder Serien zu Gesicht bekommen. Eine willkommene Abwechslung im anstrengenden Alltag, der uns noch für ca. 2 Wochen verfolgen wird. Anschließend ist schon Weihnachten und wir überlegen irgendwo schön am Strand zu liegen – fernab von Stress und Schnee und mit leckerem Wein das Wetter zu genießen. Mal sehen was am Ende daraus wird. Wie laufen die Weihnachtsvorbereitungen zu Hause? Wir versuchen verzweifelt zu backen – aber alles mit Vanillinzucker ist nicht durchführbar, da es das hier nicht gibt. Hoffentlich kommt das Paket schnell an - Mama… Ansonsten hat mich Alex bereits mit Brownies und Russisch Brot verwöhnt und er hat mir einen Adventskalender gekauft, in dem die Schokolade erstaunlich stark nach Schokolade schmeckt. Mensch – so schwer kann es doch nicht sein ordentliche Süßigkeiten herzustellen.
Weitere Neuigkeiten gibt es aktuell nicht zu berichten.
Bis ganz bald! Tausend Küsse in die Heimat!

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