Die meisten werden sicher zunächst in Auckland stranden. Ein
Tipp an dieser Stelle – verbringt nicht zu viel Zeit hier. Jeder Neuseeländer
sagt dir – die Leute aus Auckland sind „anders“ … Auch als Stadt hat Auckland
nicht sonderlich viel zu bieten. Sie wirkt irgendwie kulturlos und mehr oder
weniger zusammengeschustert. Außerdem ist alles teurer, aber in keinem Fall
besser, als im übrigen Teil Neuseelands. Also mir hat es dort überhaupt nicht
gefallen. Auf der Nordinsel insgesamt haben wir sehr viele positive Erlebnisse
gehabt. Das erste Mal Kühe gemolken, Traktor gefahren, Hundebabys aufgezogen,
Sandboarden gewesen, tolle Menschen kennengelernt! Ich erinner mich sehr gern
an diese Zeit zurück und kann es gar nicht glauben, dass es bereits ein halbes
Jahr her ist. Das Wetter kann im Frühling sehr unbeständig sein, wie fast
überall in der gemäßigten Klimazone J
Es ist etwas schade, wenn man jetzt von Leuten hört die an den geilen einsamen
Buchten waren, die wir auch gesehen haben. Allerdings hat es bei uns geregnet
oder gestürmt und wir hatten nicht das Glück Delfine oder andere wilde Tiere zu
entdecken. Aber man kann eben nicht alles haben im Leben. Die Schönheit der
Strände war auch bei trübem Wetter zu erkennen. Ich kann jedem die „Doubtless
Bay“ empfehlen. Aber auch der 90 Mile Beach ist einfach eine Erfahrung, die man
nirgendwo sonst erleben kann. J
Für alle Läufer unter euch – top zum Laufen - einzigartig! Es gibt auch einen
Marathon, aber dafür bin ich bei Weitem noch nicht fit genug! Das absolute
Highlight – städtetechnisch gesehen – ach ich bin und bleibe einfach ein
Stadtkind! – ist und bleibt Wellington. Die Hauptstadt Neuseelands liegt direkt
am Meer und hat neben einem schönen Hafen, eine nette Kneipenmeile und kleine
süße Gassen zu bieten, die mit vielen unterschiedlichen Restaurants und Cafés
aufwarten. In der Zeitung war letztens ein Bericht, dass sich sogar Orcas
blicken lassen haben. Wir hatten leider nicht so viel Glück und auch Silvester
war ja eher ein Reinfall nachdem das Feuerwerk kurz vor 12 abgesagt wurde.
Nichts destotrotz bietet Wellington eine Menge, so dass wir hier die meiste
Zeit verbracht haben und es auch nur jedem weiterempfehlen können. Eine
Besonderheit soll noch erwähnt werden – wettertechnisch ist es hier immer sehr
windig, da es direkt an einer Landverengung gelegen ist und sich der Wind hier
so stark bündelt, dass es keine Seltenheit ist, dass man das Gefühl hat gleich
wegzufliegen.
Viele haben einem den Tipp gegeben die Nordinsel wegzulassen
und nur die Südinsel zu besuchen, weil sie einfach viel schöner ist und mehr zu
bieten hat. Tja also man kann das so und so sehen. Die Südinsel hat auf
landschaftlich gesehen auf jeden Fall eine Menge zu bieten und auch mehr als
die Nordinsel. Aber ob man die Nordinsel wirklich weglassen sollte, wage ich zu
bezweifeln. Für alle Adrenalinjunkies unter euch ist die Südinsel auf jeden
Fall ein MUSS. An jeder Ecke werden Fallschirmspringen, Bungeejumping oder
andere adrenalinsteigernde Sachen angeboten. Die Preise sind in meinen Augen
ganz schön gesalzen, aber wer nicht darauf verzichten möchte, hat hier die
Möglichkeit dabei eine einzigartige Landschaft zu sehen, die einem nirgendwo
anders geboten wird. Es ist Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass man eigentlich
gerade an einem Gletscher ist und ein paar Minuten später doch wieder im
Regenwald sitzt. Die Südinsel kann landschaftlich mit unterschiedlichen
Gefilden aufwarten. Unterschiedliche Nationalparks führen einen in unberührte
Welten voll mit Wildtieren an die man näher als im Zoo rankommt. Wir waren
innerhalb kürzester Zeit in Nationalparks, die mit türkisblauen Seen, Robben
und Pinguinen zur Erheiterung des Lebens beitragen oder zu denen man nur durch
den größten Gravel-Tunnel der südlichen Hemisphäre gelangt. Jeder, der sich
irgendwann mal zum Milford Sound begibt, dieser Tunnel ist tatsächlich
schrecklich! Man kann es nicht anders sagen. 1,5 km durch die absolute
Dunkelheit mit einem total krassen Abfall bzw. einer Steigung auf dem Rückweg.
Platzangst und Unfälle sind hier definitiv fehl am Platz, da es weder
Fluchtwege noch Platz gibt J.
Der Milford Sound entschädigt einen aber definitiv – also muss man wohl vorher
abwägen, was einem das Wert ist. Die Südinsel macht einem deutlich, weshalb
auch vom Schafland Neuseeland gesprochen wird – unglaublich wie viele Schafe
auf den Wiesen gegrast haben. Allerdings sollte man für guten Mückenschutz oder
besser Sandfliegenschutz sorgen, sobald man die Südinsel betritt. Diese
Biester!!! Ja diese Biester beißen einen bis das Blut tropft und es krabbelt
nächtelang und hält einen vom Schlafen ab. Sie schrecken nicht davor zurück im
Gesicht oder auch in Finger oder Zehen zu stechen – genau dort wo es wunderbar
unangenehm ist sich zu kratzen. Also Vorsicht ist geboten J. Christchurch als
größte Stadt der Südinsel ist traurig anzusehen! Mehr als 20.000 Gebäude wurden
bei dem Erdbeben vor 2 Jahren zerstört und 200 Menschen sind dabei gestorben.
Der Schutt wurde zu meist schon weggeräumt, dafür klaffen nun auffällig viele
und große Löcher im Bild der Stadt, die nur erahnen lassen, wie es direkt nach
dem Beben ausgesehen haben muss. Nach einem Lauf am Strand konnte ich auf einen
Hügel blicken auf dem mal mehrere Häuser gestanden haben, die jedoch gar nicht
mehr oder nur noch zur Hälfte vorhanden sind, während der Fuß des Hügels
mittels Container abgesichert wird, um das Treffen von Autos durch das
Abstürzen von Haus- oder Hügelteilen, zu verhindern. Die Besitzer von Cafés und
Restaurants oder auch Banken und selbst die Post siedeln sich in Containern an, um wenigstens
etwas Geld zu verdienen und ihrem Geschäft im Allgeminen nachgehen zu können. Die
container-Stadt Christchurch bildet die ehemalige Innenstadt und stellt eine
kreative Auseinandersetzung mit den Folgen des Erdbebens dar. Man kann sogar
sagen, dass es etwas Flair hat, wenn sonntags die Straßenmusiker mit all ihren
Klassikern und die verschiedenen Küchen u.a. mit Bratwurst aufwarten. An dieser
Stelle ein „Restaurant“-Tipp – der Thai-Container. Für alle Liebhaber der
thailändischen Küche ein absolutes Muss. Mega lecker! Die Bratwurst sieht eher
wie eine gebratene Bockwurst aus. Wir haben die nicht probiert – können also
keine subjektive Meinung abgeben…
Das wohl positivste, vor allem für Frauen, ist, dass es
überall kostenlose Toiletten gibt, die meist immer sehr gepflegt und hygienisch
definitiv akzeptabel sind. Auch das macht das Reisen einfach J. Die netten Menschen
habe ich bereits schon erwähnt, soll aber nochmals erwähnt werden, weil es das
Land einfach auch irgendwie ausmacht und einen sehr positiven Eindruck
hinterlässt, wenn man freundlich aufgenommen wird. Die Beobachtung von
Wildtieren ist auch absolut einmalig. Es gibt hier das Department of
Conservation, die sich quasi um alles kümmern und weshalb die meisten Sachen
kostenlos sind oder für einen schmalen Taler erworben werden können. So war es
möglich Pinguine, Robben, Seelöwen, Albatrosse … aus nächster Nähe zu
betrachten und sie stundenlang zu beobachten. Auch die zahlreichen Wanderwege
sind kostenlos zu begehen und bestens mit Toiletten und Rastplätzen
ausgestattet. Das spart viel Geld und man kann trotzdem mit einem
Abenteuerurlaub angeben, indem man an aktiven Vulkanen, durch Regendwälder oder
was auch immer vorbei laufen und es aus nächster Nähe betrachten kann.
Essenstechnisch hat Neuseeland leider eher weniger zu
bieten. Man kann von Glück reden, dass wir unseren eigenen Camper und so auch
unser eigenes Kochzeug hatten, denn ansonsten hätten wir wohl tagein tagaus bei
den zahlreich vorhandenen Fastfoodketten einkehren müssen. Es ist mal eine
nette Abwechslung eine Pizza zu essen, aber es wundert mich nicht, dass hier
alle Menschen stark übergewichtig sind, wenn selbst die Omas und Opas hier bei
McD. ein- und ausgehen als wäre es das normalste auf der Welt. So wundert es
einen auch nicht, dass es hier keine sonderliche Esskultur gibt und die Kiwis
eher überrascht scheinen, dass junge Leute hier kochen können und das definitiv
besser als viele Kiwis. J
Das bereits erwähnte DOC (Department of Conservation) kämpft sehr ambitioniert
gegen Schädlinge – nur dass hier nicht irgendwelche Käfer, sondern Mäuse,
Ratten, Katzen usw. gemeint sind, eben jene Tiere, die durch die Ankunft der
Engländer von den Schiffen mit eingeschleppt wurden sind und nun eine Bedrohung
für die einheimische Vogelwelt darstellen. Manchmal gehen die Meinungen
auseinander, ob nun das Leben eines Vogels mehr Wert ist, als das der
Schädlinge. Gegen diese werden nämlich zu Hauf in den Wäldern Fallen
aufgestellt und keiner weiß so richtig, ob nicht doch eine Verschmutzung des
Trinkwassers oder andere Belastungen der Umwelt drohen. Mir stellt sich die
Frage, ob den Vögeln auch nicht eher geholfen ist, indem sie in bestimmten
Reservaten wieder aufgezogen werden und so sowohl „Schädlinge“ als auch Vögel
nebeneinander leben können. Aber ich bin nicht das DOC und ich ticke auch nicht
wie die Farmer. James, der Besitzer der Plantage auf der wir im Februar
gearbeitet haben, hat doch tatsächlich verlangt Vogelbabys totzutrampeln, wenn
wir Nester in den Bäumen finden sollten. Es ist und bleibt alles fragwürdig. Es
gibt wie so oft zwei Seiten der Medaille, denn die Erhaltung der einheimischen
Tierwelt und der Aufbau des grünen Images von Neuseeland sind auf jeden Fall
löblich, aber die Umsetzung lässt einen oft zweifeln. Die Farmer verbrennen
alles – einfach alles – auf ihren Höfen – egal, ob Autoreifen oder Plaste und
die Umsetzung des Schutzes der einheimischen Tierwelt fordert andere tote
Tiere. Wenn Neuseeland aber vorsichtig mit seinen Ressourcen und seiner
landschaftlichen Schönheit umgeht, dann hat man noch sehr lang Freude an diesem
facettenreichen Land.
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