Montag, 25. März 2013

Abschlussbericht NZ

Tja als erstes – definitiv ein Land, das man bereist haben sollte! Die Neuseeländer sind unwahrscheinlich freundlich und hilfsbereit und meinen es zur Abwechslung auch so. Das erleichtert das Reisen ungemein, denn wenn Hilfe von Nöten ist und man nicht weiter weiß, gibt es immer irgendeinen Kiwi, der dir zumindest versucht zu helfen oder dich auf ein Glas Wein einlädt ;)…
Die meisten werden sicher zunächst in Auckland stranden. Ein Tipp an dieser Stelle – verbringt nicht zu viel Zeit hier. Jeder Neuseeländer sagt dir – die Leute aus Auckland sind „anders“ … Auch als Stadt hat Auckland nicht sonderlich viel zu bieten. Sie wirkt irgendwie kulturlos und mehr oder weniger zusammengeschustert. Außerdem ist alles teurer, aber in keinem Fall besser, als im übrigen Teil Neuseelands. Also mir hat es dort überhaupt nicht gefallen. Auf der Nordinsel insgesamt haben wir sehr viele positive Erlebnisse gehabt. Das erste Mal Kühe gemolken, Traktor gefahren, Hundebabys aufgezogen, Sandboarden gewesen, tolle Menschen kennengelernt! Ich erinner mich sehr gern an diese Zeit zurück und kann es gar nicht glauben, dass es bereits ein halbes Jahr her ist. Das Wetter kann im Frühling sehr unbeständig sein, wie fast überall in der gemäßigten Klimazone J Es ist etwas schade, wenn man jetzt von Leuten hört die an den geilen einsamen Buchten waren, die wir auch gesehen haben. Allerdings hat es bei uns geregnet oder gestürmt und wir hatten nicht das Glück Delfine oder andere wilde Tiere zu entdecken. Aber man kann eben nicht alles haben im Leben. Die Schönheit der Strände war auch bei trübem Wetter zu erkennen. Ich kann jedem die „Doubtless Bay“ empfehlen. Aber auch der 90 Mile Beach ist einfach eine Erfahrung, die man nirgendwo sonst erleben kann. J Für alle Läufer unter euch – top zum Laufen - einzigartig! Es gibt auch einen Marathon, aber dafür bin ich bei Weitem noch nicht fit genug! Das absolute Highlight – städtetechnisch gesehen – ach ich bin und bleibe einfach ein Stadtkind! – ist und bleibt Wellington. Die Hauptstadt Neuseelands liegt direkt am Meer und hat neben einem schönen Hafen, eine nette Kneipenmeile und kleine süße Gassen zu bieten, die mit vielen unterschiedlichen Restaurants und Cafés aufwarten. In der Zeitung war letztens ein Bericht, dass sich sogar Orcas blicken lassen haben. Wir hatten leider nicht so viel Glück und auch Silvester war ja eher ein Reinfall nachdem das Feuerwerk kurz vor 12 abgesagt wurde. Nichts destotrotz bietet Wellington eine Menge, so dass wir hier die meiste Zeit verbracht haben und es auch nur jedem weiterempfehlen können. Eine Besonderheit soll noch erwähnt werden – wettertechnisch ist es hier immer sehr windig, da es direkt an einer Landverengung gelegen ist und sich der Wind hier so stark bündelt, dass es keine Seltenheit ist, dass man das Gefühl hat gleich wegzufliegen.
Viele haben einem den Tipp gegeben die Nordinsel wegzulassen und nur die Südinsel zu besuchen, weil sie einfach viel schöner ist und mehr zu bieten hat. Tja also man kann das so und so sehen. Die Südinsel hat auf landschaftlich gesehen auf jeden Fall eine Menge zu bieten und auch mehr als die Nordinsel. Aber ob man die Nordinsel wirklich weglassen sollte, wage ich zu bezweifeln. Für alle Adrenalinjunkies unter euch ist die Südinsel auf jeden Fall ein MUSS. An jeder Ecke werden Fallschirmspringen, Bungeejumping oder andere adrenalinsteigernde Sachen angeboten. Die Preise sind in meinen Augen ganz schön gesalzen, aber wer nicht darauf verzichten möchte, hat hier die Möglichkeit dabei eine einzigartige Landschaft zu sehen, die einem nirgendwo anders geboten wird. Es ist Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass man eigentlich gerade an einem Gletscher ist und ein paar Minuten später doch wieder im Regenwald sitzt. Die Südinsel kann landschaftlich mit unterschiedlichen Gefilden aufwarten. Unterschiedliche Nationalparks führen einen in unberührte Welten voll mit Wildtieren an die man näher als im Zoo rankommt. Wir waren innerhalb kürzester Zeit in Nationalparks, die mit türkisblauen Seen, Robben und Pinguinen zur Erheiterung des Lebens beitragen oder zu denen man nur durch den größten Gravel-Tunnel der südlichen Hemisphäre gelangt. Jeder, der sich irgendwann mal zum Milford Sound begibt, dieser Tunnel ist tatsächlich schrecklich! Man kann es nicht anders sagen. 1,5 km durch die absolute Dunkelheit mit einem total krassen Abfall bzw. einer Steigung auf dem Rückweg. Platzangst und Unfälle sind hier definitiv fehl am Platz, da es weder Fluchtwege noch Platz gibt J. Der Milford Sound entschädigt einen aber definitiv – also muss man wohl vorher abwägen, was einem das Wert ist. Die Südinsel macht einem deutlich, weshalb auch vom Schafland Neuseeland gesprochen wird – unglaublich wie viele Schafe auf den Wiesen gegrast haben. Allerdings sollte man für guten Mückenschutz oder besser Sandfliegenschutz sorgen, sobald man die Südinsel betritt. Diese Biester!!! Ja diese Biester beißen einen bis das Blut tropft und es krabbelt nächtelang und hält einen vom Schlafen ab. Sie schrecken nicht davor zurück im Gesicht oder auch in Finger oder Zehen zu stechen – genau dort wo es wunderbar unangenehm ist sich zu kratzen. Also Vorsicht ist geboten J. Christchurch als größte Stadt der Südinsel ist traurig anzusehen! Mehr als 20.000 Gebäude wurden bei dem Erdbeben vor 2 Jahren zerstört und 200 Menschen sind dabei gestorben. Der Schutt wurde zu meist schon weggeräumt, dafür klaffen nun auffällig viele und große Löcher im Bild der Stadt, die nur erahnen lassen, wie es direkt nach dem Beben ausgesehen haben muss. Nach einem Lauf am Strand konnte ich auf einen Hügel blicken auf dem mal mehrere Häuser gestanden haben, die jedoch gar nicht mehr oder nur noch zur Hälfte vorhanden sind, während der Fuß des Hügels mittels Container abgesichert wird, um das Treffen von Autos durch das Abstürzen von Haus- oder Hügelteilen, zu verhindern. Die Besitzer von Cafés und Restaurants oder auch Banken und selbst die Post  siedeln sich in Containern an, um wenigstens etwas Geld zu verdienen und ihrem Geschäft im Allgeminen nachgehen zu können. Die container-Stadt Christchurch bildet die ehemalige Innenstadt und stellt eine kreative Auseinandersetzung mit den Folgen des Erdbebens dar. Man kann sogar sagen, dass es etwas Flair hat, wenn sonntags die Straßenmusiker mit all ihren Klassikern und die verschiedenen Küchen u.a. mit Bratwurst aufwarten. An dieser Stelle ein „Restaurant“-Tipp – der Thai-Container. Für alle Liebhaber der thailändischen Küche ein absolutes Muss. Mega lecker! Die Bratwurst sieht eher wie eine gebratene Bockwurst aus. Wir haben die nicht probiert – können also keine subjektive Meinung abgeben…
Das wohl positivste, vor allem für Frauen, ist, dass es überall kostenlose Toiletten gibt, die meist immer sehr gepflegt und hygienisch definitiv akzeptabel sind. Auch das macht das Reisen einfach J. Die netten Menschen habe ich bereits schon erwähnt, soll aber nochmals erwähnt werden, weil es das Land einfach auch irgendwie ausmacht und einen sehr positiven Eindruck hinterlässt, wenn man freundlich aufgenommen wird. Die Beobachtung von Wildtieren ist auch absolut einmalig. Es gibt hier das Department of Conservation, die sich quasi um alles kümmern und weshalb die meisten Sachen kostenlos sind oder für einen schmalen Taler erworben werden können. So war es möglich Pinguine, Robben, Seelöwen, Albatrosse … aus nächster Nähe zu betrachten und sie stundenlang zu beobachten. Auch die zahlreichen Wanderwege sind kostenlos zu begehen und bestens mit Toiletten und Rastplätzen ausgestattet. Das spart viel Geld und man kann trotzdem mit einem Abenteuerurlaub angeben, indem man an aktiven Vulkanen, durch Regendwälder oder was auch immer vorbei laufen und es aus nächster Nähe betrachten kann.
Essenstechnisch hat Neuseeland leider eher weniger zu bieten. Man kann von Glück reden, dass wir unseren eigenen Camper und so auch unser eigenes Kochzeug hatten, denn ansonsten hätten wir wohl tagein tagaus bei den zahlreich vorhandenen Fastfoodketten einkehren müssen. Es ist mal eine nette Abwechslung eine Pizza zu essen, aber es wundert mich nicht, dass hier alle Menschen stark übergewichtig sind, wenn selbst die Omas und Opas hier bei McD. ein- und ausgehen als wäre es das normalste auf der Welt. So wundert es einen auch nicht, dass es hier keine sonderliche Esskultur gibt und die Kiwis eher überrascht scheinen, dass junge Leute hier kochen können und das definitiv besser als viele Kiwis. J Das bereits erwähnte DOC (Department of Conservation) kämpft sehr ambitioniert gegen Schädlinge – nur dass hier nicht irgendwelche Käfer, sondern Mäuse, Ratten, Katzen usw. gemeint sind, eben jene Tiere, die durch die Ankunft der Engländer von den Schiffen mit eingeschleppt wurden sind und nun eine Bedrohung für die einheimische Vogelwelt darstellen. Manchmal gehen die Meinungen auseinander, ob nun das Leben eines Vogels mehr Wert ist, als das der Schädlinge. Gegen diese werden nämlich zu Hauf in den Wäldern Fallen aufgestellt und keiner weiß so richtig, ob nicht doch eine Verschmutzung des Trinkwassers oder andere Belastungen der Umwelt drohen. Mir stellt sich die Frage, ob den Vögeln auch nicht eher geholfen ist, indem sie in bestimmten Reservaten wieder aufgezogen werden und so sowohl „Schädlinge“ als auch Vögel nebeneinander leben können. Aber ich bin nicht das DOC und ich ticke auch nicht wie die Farmer. James, der Besitzer der Plantage auf der wir im Februar gearbeitet haben, hat doch tatsächlich verlangt Vogelbabys totzutrampeln, wenn wir Nester in den Bäumen finden sollten. Es ist und bleibt alles fragwürdig. Es gibt wie so oft zwei Seiten der Medaille, denn die Erhaltung der einheimischen Tierwelt und der Aufbau des grünen Images von Neuseeland sind auf jeden Fall löblich, aber die Umsetzung lässt einen oft zweifeln. Die Farmer verbrennen alles – einfach alles – auf ihren Höfen – egal, ob Autoreifen oder Plaste und die Umsetzung des Schutzes der einheimischen Tierwelt fordert andere tote Tiere. Wenn Neuseeland aber vorsichtig mit seinen Ressourcen und seiner landschaftlichen Schönheit umgeht, dann hat man noch sehr lang Freude an diesem facettenreichen Land. 

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